Tobias Roth über Gaspard Kœnigs Buch: Mit Montaigne auf Reisen

27. September 2022 • 20.15 Uhr • Spiegelsaal • Kurhaus Baden-Baden

Schon zum zweiten Mal betätigt sich der Lyriker Tobias Roth als kongenialer Übersetzer des französischen Starphilosophen Gaspard Kœnig und begibt sich mit ihm auf eine unglaubliche Reise. Kœnig wiederholt die Tour de Force des Philosophen und Essayisten Montaigne. Der reiste 1580 von seinem Landsitz im Südwesten Frankreichs bis nach Rom und benötigte dafür eineinhalb Jahre. Kœnig folgt dabei nicht nur der Reiseroute seines philosophischen Vorgängers. Wie Montaigne reist auch er dabei zu Pferd. Das klingt zunächst wie eine ehrgeizige Form des Eskapismus, nach Hape Kerkeling und dem Wunsch, „dann mal weg“ sein zu wollen. „Mit Montaigne auf Reisen“ liegt jedoch ein anspruchsvolles philosophisches Programm zugrunde: die Wiedereinübung des Individualismus. Ganz auf sich selbst gestellt versucht Kœnig, im Zufall der Begegnungen das eigene Leben und das selbst bestimmte Schicksal wiederzuentdecken. Ein Gegenprogramm zur Digitalisierung der Massen, deren Gefahren der Philosoph zuvor in seinem Bestseller „Das Ende des Individualismus“ beschrieben hatte.

Dr. Tobias Roth, Jahrgang 1985, ist Lyriker, Übersetzer und Essayist und wurde für seine vielfältigen Arbeiten bereits zweimal mit dem Bayerischen Kunstförderpreis ausgezeichnet. Neben seinen eigenen Anthologien stehen Übersetzungen unter anderem von Voltaire, Erasmus von Rotterdam und Stephen Greenblatt. Er ist Gründungsgesellschafter des Verlages Das Kulturelle Gedächtnis, der bereits zweimal mit dem Deutschen Verlagspreis sowie mit dem Berliner Verlagspreis ausgezeichnet wurde. Der von ihm bei Galiani herausgegebene Foliant Welt der Renaissance von 2020 stand auf der Spiegel-Bestsellerliste.

Wir freuen uns auf Ihr Kommen!

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Die Veranstaltung findet im Spiegelsaal des Kurhaus Baden-Baden statt.
Es wird eine Abendkasse geben.
Auch ein Büchertisch der Buchhandlung Strass wird für Sie Lektüren bereit halten.

Wir wissen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht, welche Coronaregeln am 27. September gelten werden. Unter diesem Vorbehalt bitten wir Sie zu beachten, dass der Einlass leider nur nach den am Vortragsabend gültigen Coronaregeln möglich ist und bitten darum, sich entsprechend zu informieren.

Foto: Axel Gundermann/YEARROUNDMUNICH

Michael Krüger: Fahrkarte ohne Rückreise | 24.09.2019

„Gedichte sind misstrauisch, sie behalten für sich, was gesagt werden muss. Sie gehen durch geschlossene Türen ins Freie und reden mit den Steinen. Sie führen uns fort…“

„Einmal einfach“, das heißt für Michael Krüger: Hinreise ohne Rückfahrkarte. Nicht zurück in die neuen Verhältnisse der Entsinnlichung, Speicherung, des Bescheidwissens und der Hetze im Netz.

Krüger schreibt von unterwegs: in Zügen und Hotelzimmern, an verschiedenen Orten Europas. Er ist der Mann mit Notizbuch und Bleistift, überzeugt davon, dass alles noch kürzer gesagt und das Schweigen „überlistet“ werden kann. Es sind Wortmeldungen von unterwegs, von einer Reise ins Offene. An eine Lösung glaubt er freilich nicht – nicht einmal durch das Schreiben.

Michael Krüger, geb. 1943, war langjähriger Verleger des Hanser-Verlages und Herausgeber der Literaturzeitschrift Akzente. Er ist Mitglied in verschiedenen Akademien und Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Er schreibt Gedichte, Novellen und Romane.

Für sein Werk und sein Wirken erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Peter-Huchel-Preis und den großen Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Zuletzt erschienen u.a. die Gedichtbände „Hellwach gehe ich schlafen“ von 2016 und „Einmal einfach“ von 2018.

Volker Meid: Was ist des Teutschen Vaterland? Eine kleine Geschichte der Deutschlandgedichte | 14.05.2019

Lange bevor Deutschland als politische oder nationale Einheit überhaupt gedacht werden konnte, gab es bereits ein dichterisches Sprechen über „unser lant“. Was ist des „Teutschen Vaterland?“ Die Frage ist nicht neu, die Antwort war nie einfach. Außerdem: Welches Deutschland war gemeint neben einer geographischen Definition oder der staatlichen Organisation? Und vor allem: Was war und ist „Deutsch“?

Selbstverständlich kennt auch die politische Lyrik nicht die eine Antwort, sondern nur Antworten. Aber in ihnen spiegelt sich – ironisch, satirisch, aggressiv oder reflektierend – die Geschichte eines Landes, das dann als ‚verspätete Nation‘ wesentlich zu den Katastrophen des 20. Jahrhunderts beitrug. Die in den Deutschlandgedichten registrierten und von Professor Volker Meid in die historischen Zusammenhänge gestellten Erfahrungen können den Blick auf die aktuellen Entwicklungen schärfen auf die rechtsextremen Auswüchse und die geschichtsvergessenen Debatten über eine deutsche ‚Leitkultur‘ oder ‚Identität‘.

Volker Meid arbeitet, nach einer Professur für Neuere deutsche Literatur an der University of Massachusetts, als freier wissenschaftlicher Autor und veröffentlichte zuletzt u. a.: Hear, Germany! Kleine Geschichte der Deutschlandgedichte (2019), Der Dreißigjährige Krieg in der deutschen Barockliteratur (2017).